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Das Kleiderproblem

Die Kinder in der Krippe, in der ich mein Praktikum gemacht habe, haben sich, wie alle Kinder natürlich, liebend gern verkleidet. Einmal tauchte einer der vielleicht 2-jährigen Jungs freudestrahlend in einem Bienenkleid auf und präsentierte sich stolz. Im ersten Moment war ich verwundert – ein Junge in einem Kleid? Im nächsten Moment rügte ich mich schon fast. Wie viele Diskussionen gab es schon darüber, wie diskriminierend es doch eigentlich ist, dass Männer keine oder nur bedingt Röcke tragen dürfen! Als ich so überlegte, dachte ich, dass ich eigentlich nichts dagegen hatte, dass der Kleine sein Kleidchen trug; er sah wirklich süß aus. Ich war eher überrascht, weil es so ungewohnt war. Dabei gibt es gar kein Naturgesetz, welches besagt, dass Männer Hosen tragen und Frauen Kleider (bzw. mittlerweile ja auch Hosen). 



Geschichtlich gesehen, ist tatsächlich die Hose eher das besondere Kleidungsstück. Ihre älteste Vertreterin wurde im Westen Chinas gefunden und ist 3200 Jahre alt (siehe Bild unten). Sie wurde erfunden, weil sie überaus praktisch beim Reiten ist. Die Germanen trugen das Beinkleid aus demselben Grund und zudem als Kälteschutz. In wärmeren Regionen hat freilich auch ein Lendenschurz ausgereicht - wie im alten Ägypten zum Beispiel. Die Römer und Griechen trugen Tunika und Toga. Bei ihnen galten die Hosen der Germanen, wie die Germanen selbst, als barbarisch und unkultiviert. Im Mittelalter entwickelte sich erst so langsam die Hose für den Mann, um unter die starren Ritterrüstungen zu passen. Für Frauen wird sie noch eine Weile tabu bleiben -sie beginnen nämlich erst im 19. Jahrhundert langsam die Röcke einzutauschen, um radfahren und reiten zu können; so richtig dann aber erst ab dem ersten Weltkrieg, als die Männer zum Kämpfen fort waren und die Frauen deren Arbeiten übernahmen. 



Heute ist es in unserer westlichen Welt normal, dass sowohl Männer als auch Frauen Hosen tragen, und nach jahrhundertelanger Tradition der Frauenkleider können letztere auch diese bedenkenlos tragen - es sei denn, man(n) wohnt in Schottland. Oder vielleicht im Kloster. 

Ich persönlich finde es gut, Grenzen zu sprengen, die es ohnehin nicht braucht - solange die Männer nicht versuchen, wie eine Frau auszusehen (es sei denn, das ist die Absicht, aber das ist ein anderes Thema). Sie können auch ein Gewand tragen und trotzdem in ihrer männlichen Würde sein - und gut aussehen. Klappt in anderen Kulturen ja auch. 




Lia, 

13. Klasse Sozialwesen 


 



Quellen:

 

https://www.welt.de/geschichte/article128727795/Erst-Pferde-zwangen-die-Menschen-Hosen-zu-tragen.html 

https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/mode/hose/index.html 

https://www.svz.de/regionales/mecklenburg-vorpommern/mecklenburg-magazin/der-kampf-um-die-hosen-id19667541.html

 

 

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